Inszenierung: P.P.Pachl, Bühne/Video: R.Pflanz, Kostüme: Chr. Bruns
Der Friedensengel (Siegfried Wagner)
Oper in drei Akten von S. Wagner Opus 14 (1914)
Musikalische Leitung:
Ulrich Leykam
Mit „Friedensengel“ ist nicht nur eine Grabfigur oder ein Geistwesen, sondern der erlösende Selbstmord-Dolch gemeint. In diesem knapp dreistündigen Dreiakter outet sich Siegfried als einfallsreicher Klangkonstrukteur neben Franz Schreker und vergleichbar erotisch durchsetzter Dramaturgie. Die im 16. Jahrhundert in Franken angesetzte Handlung atmet einen Sarkasmus, der hinter den wildesten Volksstücken von Herbert Achternbusch, Franz Xaver Kroetz und Martin Sperr kaum zurückbleibt.
Wie in Siegfrieds Opus 3 „Der Kobold“ oder im Opus 8 „Sonnenflammen“ begraben Skurrilität, Derbheit, ja Obszönität den dekorativen Schwulst à la Hans Makart und Felix Dahn aus kreativem Vorsatz, nicht als poetische Ausrutscher. Zum Beispiel singt Reinhold ein Plädoyer für Polyamorie im Bauarbeiter-Jargon.
Kann Übertreibung Sünde sein? – Mitnichten, hier wird sie zur ästhetischen Rettung: Im Kern geht es um zwei Männer, die sich in ihren heteronormativen Ehen sexuell, emotional und energetisch nicht ausgelastet fühlen.